Chronik der Dorfkirche

Schlicht, würdevoll und in heimeliger Atmosphäre – so präsentiert sich die evangelische Dorfkirche heute dem Besucher. Der markante helle Kirchturm mit Schiefer gedeckter Zwiebelhaube ist seit 1716 das herausragende Wahrzeichen Niederwerrns. Die Kirche fügt sich mit Mesner- und Pfarrhaus harmonisch zu einem Ensemble in der alten Ortsmitte. Das ehemalige Mesnerhaus wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Fachwerktechnik erbaut und ist eines der ältesten Häuser des Dorfes.

Fast ein Jahrtausend Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft „Wern“ stammt aus dem Jahre 1137 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Aura an der Saale. Eine Unterscheidung von Oberwerrn (erste Erwähnung 1252) und Niederwerrn lässt sich erst ab dem Jahre 1294 sicher belegen („Chronik Niederwerrn“ Gerhard Bach, Historiker).

„Über das Kirchenwesen in Niederwerrn während der vorreformatorischen Zeit schweigen die Quellen fast ganz", (Pfr. Hermann Bohrer). In einer Urkunde von 1341 wird erstmals eine Kirche in Niederwerrn erwähnt: „ecclesia in Wern Inferiori“. In vorreformatorischer Zeit besaß der Ort zwar ein Gotteshaus, war aber keine eigene Pfarrei. Aus dem Jahr 1349 stammt die Anweisung an den Pfarrer von Geldersheim, dreimal wöchentlich in der Filialkirche in Niederwerrn Gottesdienst zu feiern. Schon im 12. oder 13. Jahrhundert ist das Schiff der Dorfkirche nach Westen vergrößert worden, wie Grabungen 1977 gezeigt haben. Die ursprünglichen Grundmauern dürften mindestens ein Jahrhundert älter sein. Ganz am Anfang war wohl eine kleine Holzkirche an dieser Stelle gestanden, denn Verfärbungen im Erdreich ließen auf Holzpfosten schließen. Somit kann die heutige Dorfkirche auf eine nahezu tausendjährige Geschichte zurückblicken.

Aus dem Hochmittelalter sind nur noch die gotischen Türleibungen an der Westfront der Kirche und an der Türe zwischen Sakristei und Chorraum erhalten. Freiherr Eyrich von Münster löste die Kirche 1566 aus der Pfarrei Geldersheim und leitete die Reformation im Dorf ein.  „Es muss wohl ein von den Wehen der Zeit arg mitgenommenes Kirchlein gewesen sein, das der erste lutherische Pfarrer von Niederwerrn, Stephan Schatz, vorfand. Wahrscheinlich vor dem Aufzug seines Nachfolgers, Pfarrer Michael Leypold, fand in den Jahren 1612 – 1614 eine gründliche Renovierung des Gotteshauses statt, das wir uns noch immer als eine kleine mittelalterliche Kirche ohne Emporen, ohne Bänke und ohne Orgel vorzustellen haben“, (Pfr. Walter Ramge). 1597 umgab man das Kirchengelände und den dazugehörigen Friedhof anstelle eines Lattenzauns mit einer Mauer und erneuerte diese 1746, sowie zuletzt 1973.

Die Wirren von Bauernkrieg (1525), Markgräflerkrieg (1553), Gegenreformation und Dreißigjährigem Krieg (1618 – 1648) gingen nicht spurlos an dem Bauwerk vorüber. Immer wieder mussten Schäden ausgebessert werden. Schließlich wurde die Kirche zwischen 1706 und 1716 weitgehend neu gebaut und erhielt im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. Das Kirchenschiff vergrößerte man und errichtete für 827 Gulden den heutigen Kirchturm. Tiroler Arbeiter reparierten die Kirchenstühle und die Kanzel; eine gewölbte Holzdecke wurde eingezogen. 1713  erhielt die Kirche erstmals eine Orgel aus einer Werkstatt in Oberlauringen.1737 lässt Pfarrer Wolfgang Daniel Weinich Kanzel und Taufstein erneuern. Um Platz für seine rasch anwachsende Gemeinde zu schaffen, wird die Empore über der Sakristei durch das so genannte „Bäule“ erweitert. 1741 wurde eine Turmuhr eingebaut. Der Sömmersdorfer Bildhauer Joes Georgius Gosohorsky  fertigte von 1756 bis 1758 den ebenso schmucken wie verspielten Rokoko-Altar.

Mit der Revolution in Paris 1789 brachen auch für Niederwerrn bewegte Zeiten an. 1796 verwüsteten französische Soldaten das Dorf und Teile der Kirche.

Aus Dankbarkeit für die Genesung eines Kindes von schwerer Krankheit gab Friedrich Stremel 1857 die Renovierung des Altars in Auftrag. Im Jahr darauf regte das Landgericht Schweinfurt den völligen Neubau der Kirche an. Die Niederwerrner Kirchengemeinde unter Pfarrer Konrad Heinrich Hartlieb lehnte jedoch ab, da sie sich ihr romantisches Kirchlein mit seinen Kunstschätzen nicht nehmen lassen wollte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sorgte der schwere Dachstuhl für Risse und Verschiebungen im Mauerwerk. Immer wieder waren Renovierungsarbeiten nötig. 1910 stiftete Pfarrer Johann Karl Hellmuth das Glasfenster mit dem Motiv des auffahrenden Jesus (Himmelfahrt). Margaretha Schneider aus Wien, eine Verwandte der ortsansässigen Familie Oskar Hetz, schenkte der Kirchengemeinde eine neue Orgel der berühmten Firma Steinmeyer. Erneut wurde der Altar renoviert, diesmal war Albert Brendel aus Schweinfurt der Stifter.

Im Jahre 1916 spendete der Frauenverein das zweite bemalte Glasfenster mit dem Motiv der ihre Familie verlassenden Soldaten. 

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude generalsaniert, durch eine neue Orgel im alten Gehäuse sowie eine Fußbodenheizung modernisiert und die Emporenbemalung wieder freigelegt und restauriert. Die alten Bänke und das Chorgestühl mussten einer beweglichen Bestuhlung weichen. 

Die Suche nach ihrem ursprünglichen Namen oder welchem Heiligen sie einst geweiht war, blieb ohne Erfolg.